Statement Lev Khesin Lev Khesin


Ich will Farbe und Material gegen die Sprache als ein System von Begriffen ausspielen.

Bei meinen Experimenten verzichte ich auf Formen, die durch Assoziation mit den vertrauten Begriffen interpretiert werden können. Ich suche nach Möglichkeiten etwas zu sehen, ohne von Namen blockiert zu werden, die Gegenständen und Phänomenen zugeordnet werden. Ein Wahrnehmen, das nur aus Farbensehen und Tastgefühl besteht. Für mich haben das Robert Ryman mit: "The basic problem is what to do with paint" und Herbert Marshall McLuhan mit: "The medium is the message" aussagekräftig formuliert. Die Arbeit entsteht in einem interaktiven Prozess. Jedes Zwischenergebnis wird analysiert. Die weitere Bewegungsrichtung ergibt sich nach jeder Zwischenstufe aus der inneren Logik des Mediums und der verwendeten Werkzeuge.

Die meisten Arbeiten sind nicht im traditionellem Sinne gemalt. Vielmehr wachsen sie im Verlauf der Aufschichtungen. Obwohl die Bilder einen formalen Aufbau haben und keine Metaphern der Gegenstände oder Erscheinungen der äußeren Welt sind, ist ihr Entstehen Naturprozessen, z.B. dem Wachstum von Mineralien oder Kristallen ähnlich. Dieses Wachstum ist an den Bildrändern ablesbar.

Ich experimentiere mit Silikon, das einzigartig durch seine Lichtdurchlässigkeit, seine Variabilität der Schichtdicke, das Flüssigkeitsstadium, seinen Glanz und die haptischen Eigenschaften ist. Diese Eigenschaften beeinflusse und verändere ich durch verschiedene Zusatzmittel und die Zusammen- oder Wechselwirkung mit verschieden Formaten, Untergründen, Trägern, Werkzeugen und Methoden.

Silikon birgt die Brechung und Reflektion des realen Lichtes sowie eine Verfärbung in den halbtransparenten Schichten in sich. Die Ambivalenz des Materiales, die sich z.B. in der Wechselwirkung von ebener Oberfläche und gleichzeitiger Tiefe oder in der organischen Wärme der Arbeiten einerseits und der gummiartigen, chemischen Kälte des Materials zeigt, ist mir von höchster Wichtigkeit.



Diese formalen Bestandteile betrachte ich als eine Art Notensprache, die über eine begrenzte Anzahl von Noten und unendliche Kombinationsmöglichkeiten verfügt. Die letztendliche Formsprache jedoch, ist für mich sekundär. Sie bewegt sich zwischen Zurückhaltung und optischer Aggressivität und ist die Korrelation zwischen Künstler, Material, Werkzeug und Zeit.