Michael Nungesser
"Wer ist Nowinka? Die Frage kann man auch anders als in Bezug auf seine Rezeption verstehen. Schaut man sich die Werke an, käme man nicht unbedingt auf den Gedanken, daß sie alle vom selben Schöpfer stammen. Gibt es gar mehr als nur einen Nowinka? Das kann man mit Sicherheit ausschließen, aber neben der Vielfalt von Stilen und Handschriften, die, so kann man es vielleicht sagen, alle mit Nowinka-ischer Bravour zur Anwendung kommen, gibt es gewisse inhaltliche und mentale Gemeinsamkeiten.
Und noch eine Frage drängt sich auf: Ist Nowinka ein naiver Maler? Bezüge lassen sich erkennen, aber sie sind nur von oberflächlicher Natur, haben mit dem Heiteren, Verspielten, Fabulösen, Eigenwilligen und Unbekümmerten zu tun, das seine Bildwelt ausstrahlt. Naiv ist er aber aber sicherlich nicht in dem auch verbreiteten Sinne von dilettantisch, triebhaft, spontan oder schlicht. Nowinka verstand sein Handwerk, er arbeitete gezielt und absichtsvoll. Naivität war da eher ein subtiles Lock- und Täuschungsmittel......
......Man sieht: ein Werk mit großen Einfallsreichtum, auf das sich sein Schöpfer frei einlassen konnte, war er doch weder auf offizielles Wohlgefallen noch den Druck, verkaufen und den Lebensunterhalt damit bestreiten zu müssen, angewiesen.
Im Rahmen der DDR-Kunst, die ein abgeschlossenes Kapitel darstellt und die als historische Folie gleichsam mitzudenken ist, nimmt es einen ganz eigenen Platz ein. Zwar weitgehend unbeeinflußt von ihr entstanden, gleichsam eine Welt für sich, gibt es wohl auch Berührungspunkte sowie Reaktionen und Reflexionen, die wohl oft mit persönlichen Lebensumständen zusammenhängen mögen. Die Arbeiten von Josef Nowinka, die hier auch auf kleinem Raum in ihrer Vielschichtigkeit gut zur Geltung kommen – so wunderbar eingepaßt in weiße Unschuldsrahmen - wirken voll frühlingshafter Leichtigkeit und Charme.
Michael Nungesser (Kunstwissenschaftler)