VITA Jan Bejšovec Jan Bejšovec (*30.06.1975 in Freiberg/Sa.) ist ein deutscher Künstler.

Sein Werk widmet sich der Textilkunst und umfaßt neben Bildern auch Installationen und Objekte. Dabei beschäftigt er sich überwiegend mit politischen oder historischen Themen. Jan Bejšovec lebt und arbeitet in Berlin.



Kindheit und Jugend

Jan Bejšovec wurde als einziges Kind böhmischstämmiger Eltern in der DDR geboren. Er durchlief eine typische Sozialisation und war Mitglied der Jugendorganisationen. Der staatliche Zusammenbruch 1989 und die gesellschaftlichen Veränderungen in Ostdeutschland beeinflussten ihn und auch sein künstlerisches Werk nachhaltig. Die fast völlige Zerstörung der ansässigen Textilindustrie und das Verschwinden staatlicher Symbole wie Fahnen oder Uniformen begründeten das Interesse an textilen Ausdrucksformen.


Studium und berufliche Erfahrungen

Während der 90er Jahre bestimmten Des- und Neuorientierung Jan Bejšovec wie die gesamte ostdeutsche Gesellschaft. Er absolvierte verschiedene Studiengänge wie Politikwissenschaft und Geschichte und arbeitete nach 1997 mehrere Jahre als Journalist in der türkischen Hauptstadt Ankara.

Von 2001 bis 2007 war er in München in der Unternehmenskommunikation tätig.


Künstlerische Entwicklung

Mit dem Umzug nach Berlin 2007 begann die professionelle Arbeit als Textilkünstler und fanden erste Ausstellungen statt. Die Einzelausstellung 2011 im ARD Hauptstadtstudio und die Gruppenausstellung 2012 im Militärhistorischen Museum Dresden zusammen mit Anselm Kiefer und Michael Sailstorfer markierten erste Erfolge.



Versuchte Skandalisierung

2014 wurde Bejšovec vom Bundesvorsitzenden der UOKG Rainer Wagner wegen Volksverhetzung angezeigt. Grund war das Werk »Totaler Theoretiker«, das den Direktor der Gedenkstätte Hohenschönhausen, Hubertus Knabe, mit einer zum Hitlergruß gereckten und einer erhobenen geballten "Arbeiterfaust" zeigt. Die Darstellung der mit dem Bild kritisierten Totalitaristheorie d.h. der geschichtsrevisionistischen Gleichsetzung von Nationalsozialismus und DDR-Staatssozialismus sollte so verboten werden. Die Staatsanwaltschaft Berlin wies die Strafanzeige mit Verweis auf die besonders geschützte Freiheit der Kunst ab.



Werk

Unter dem Label KONFLIKTSTOFF stellt sich Bejšovec der künstlerischen Auseinandersetzung mit politischen und sozialen Themen. Die gegenständliche und oft provokative Darstellung wird durch das textile Medium bewußt gebrochen. Um die Authentizität der Motive zu verstärken, verwendet er u. a. Militärtextilien wie Planen, Effekten und Uniformteile. Neben der politischen Aussage der Werke ist ihm dabei der Verweis auf die lange Tradition von textilem Kunsthandwerk im herrschaftlich-propagandistischen und militärischen Bereich wichtig. Das textile Bild wird aber immer per Hand, d.h. in Handstickerei bzw. Nähmaschinenapplikation erstellt. Durch die oft monatelange Handarbeit an einem Bild und die Ungleichförmigkeit der Stickereien wird eine höhere Authentizität erreicht, welche durch die Verwendung im Motivkontext stehender Stoffe noch unterstützt wird.